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Das Integrationsproblem mit dem Islam
22. Oktober 2018
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In den letzten Jahren wurde das Schweigen um den Integrationskonflikt der Muslime in Österreich bzw. in anderen europäischen Staaten (zbs: Deutschland, Frankreich) gebrochen. Lange wurden diese Probleme von sozialdemokratischer Seite geleugnet und unter den Teppich gekehrt. Man hielt das Ansprechen von Konflikten für intolerant und rassistisch und es entstand eine falsche Toleranz gegenüber dem Islam und all seinen kulturellen und politischen Erscheinungsformen. Vor allem nationalistische Parteien griffen diese Fragen sehr bald auf und thematisierten sie in ihren Wahlkämpfen, jedoch in Kombination mit Populismus, Fremdenfeindlichkeit und einem meines Erachtens unchristlichen Menschenbild.
Als Christlich-Sozialer mit orientalischen Wurzeln, habe ich womöglich eine andere Sichtweise auf diesen Komplex und kann kulturelle Differenzen eher nachvollziehen und kritisch hinterfragen. Hier ein erster Versuch mit Schwerpunkt auf die Integrationsprobleme an den Wiener Schulen.

Es ist allbekannt, dass die Erziehung der Eltern einen Menschen nachhaltig prägt. In muslimischen Kreisen herrscht oft die Überzeugung: der Vater wird gefürchtet, die Mutter geehrt und was die Eltern sagen ist Gesetz. Nun haben viele eingewanderte muslimische Eltern, vorwiegend mit türkischen Wurzeln, die Sorge, ihre Kinder könnten in der Schule „verwestlicht“ werden. Sie sind der Überzeugung, dass Europa mit all seinen christlichen Werten im Großen und Ganzen schädlich für ihr Kind und dessen Zukunft ist. Deshalb versuchen viele Eltern ihre Kinder von schulischen Aktivitäten, wie Theaterbesuche, Schwimmkurse, Skiwochen und Schulfeste fernzuhalten, denn sie könnten dort auf Gedanken kommen, die mit der Religion nicht zu vereinen sind. Das führt in den Schulklassen zu einer Abschottung der muslimischen Kinder – zumindest dort wo sie in der Minderzahl sind. Die psychischen Wirkungen eines solchen Umstandes auf das Kind liegen auf der Hand. Bilden die muslimischen Schüler jedoch die Mehrheit in der Schulklasse, kommen diese Aktivitäten sehr oft nicht zustande, eben weil Eltern und Schüler nicht kooperieren. Und wer leidet darunter? Die einheimischen Schüler, aber natürlich auch die muslimischen Kinder, denen die Möglichkeit einer bunten und vielfältigen Schulausbildung auf westlichem Niveau genommen wird.
Ein weiteres Phänomen, das vor allem in Schulen im zehnten Wiener Gemeindebezirk zu beobachten ist, ist das Aufscheinen einer Art Kleidungspolizei unter den muslimischen Jugendlichen. Selbsternannte Sittenwächter, großteils Machos auf der Suche nach Bestätigung und Akzeptanz, kontrollieren ihre muslimischen Schulkolleginnen, ob sie ja ein Kopftuch tragen, ob dieses gut sitzt oder eine Haarsträhne rausschaut, ob Kontakte zu nicht-muslimischen Jungs gepflegt wird, ob geraucht wird und vieles mehr. Sie drohen mit dem Kontaktieren der Eltern, des älteren Bruders oder des Imams in der Moschee. Es gibt aber auch Fälle in denen nicht nur gedroht wird, sondern Jungs dem Mädchen zum Beispiel das freizügige Kleid mit einem Messer durchschneiden oder ihr sogar nach Schulschluss körperlichen Schaden zufügen.
Ich habe mich gefragt, weshalb es dieses Problem genau im Islam gibt. Kurz gefasst bin ich der Meinung, dass der Islam an sich nicht eine reine spirituelle Komponente hat, sondern auch viel Raum für eine politische bzw. gesellschaftliche Interpretation lässt. Wie man diese Überlieferungen deutet und ob sie im 21. Jahrhundert noch zeitgemäß sind, will ich als theologischer Laie nicht diskutieren. Aber es ist auch nicht meine Pflicht dies zu tun, sondern die der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Diese entsendet nämlich die islamischen Religionslehrer, beaufsichtigt sie, gibt die Lehrpläne vor und ist der erste Ansprechpartner für Schule und Politik. Die Berichte vieler Schüler über den islamischen Religionsunterricht sind teilweise sehr erschreckend, denn es wird selten ein kritischer Diskurs ermöglicht, stattdessen werden im Fatwa-Stil Schulaktivitäten und Hobbys in Halal und Haram unterteilt. Es gibt bestimmt auch sehr gute und moderne islamische Pädagogen, aber sie bilden auf jeden Fall eine Minderheit im Personal der IGGÖ. Verantwortlich sind aber auch der Stadtschulrat, das Jugendamt und die zahlreichen Schuldirektoren in Wien, die diese kulturellen Integrationsprobleme unbehandelt lassen und ausdrücklich in Kauf nehmen, um parteipolitischen Interessen zu dienen, denn die muslimischen Eltern sind potentielle Wähler und man will sie aus strategischen Gründen nicht verärgern. Es wird tatenlos zugeschaut, wenn Mädchen von der Moschee oft zwangsverschleiert, von ihren Macho-Schulkollegen terrorisiert und von der Familie zwangsverheiratet werden, weil man nicht als rassistisch oder intolerant gelten will. Und nochmal an dieser Stelle: die leidenden sind immer die Kinder – nur um sie geht es!

In diesem Beitrag habe ich einige Konflikte in der Integration in den Schulen angeschnitten. Das Spektrum des Problems ist aber viel weiter. Es zieht sich vom Elternhaus in die Gebetshäuser, von den verschiedenen Kulturvereinen bis hin zu antidemokratischen, politischen Bewegungen. In den nächsten Beiträgen will ich weitere Herausforderungen und Konflikte aber auch Lösungsansätze aufzeigen.

Lese-Tipp: Kulturkampf im Klassenzimmer von Susanne Wiesinger (siehe Link)
https://www.amazon.de/Kulturkampf-Klassenzimmer-Schulen-ver%C3%A4ndert-Lehrerin/dp/3200058757

 

Autor: Menas Saweha, Vorstandsmitglied der Plattform Christdemokratie

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