
Mission und Coronakrise – Gespräch mit Pater Karl Wallner
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Nachdem wir bereits einige interessante Interviews und Talks in Bezug auf den Coronavirus hatten, führte Jan Ledóchowski am 14. Februar auch ein Gespräch mit Pater Karl Wallner, Professor und Missio-Nationaldirektor für Österreich. Er ging dabei auf die Rolle und Situation der Kirche, als auch auf theologische Fragen in diesen besonderen Zeiten ein.
Eigentlich wäre Pater Karl Wallner zum jetzigen Zeitpunkt bei einer von den päpstlichen Missionswerken erbauten Schule im Kongo, doch nachdem bereits im vergangenen Jahr das Ebola ihn hinderte, war es dieses Mal das Coronavirus.
Wie wir, führt auch Pater Karl gerade ein „abenteuerliches“ Leben. Da nun für viele Menschen auf der ganzen Welt die Situation belastend ist, auch verängstigend und beunruhigend, ist er wieder mehr als Seelsorger gefordert, statt in seiner gewohnten Rolle als Manager tätig zu sein. Obwohl gerade jetzt die innere Not vieler Gläubiger ihren Glauben zu praktizieren, da ist, werden keine Messen gefeiert. Laut Pater Karl Wallner sind die Maßnahmen auch richtig so. Denn die Erfahrung zeigt, dass überall, wo weiter gemacht wurde, sei es moderne charismatische oder auch konservative Bewegungen, Infizierte und Todesfälle zu finden sind.
Doch für ihn haben die Maßnahmen auch eine positive Wirkung, denn Livestreams von Messen lassen die Kirche wieder viel missionarischer sein. Der Glaube findet dadurch wieder Einzug in die Häuser der einzelnen Menschen. Viele Menschen haben eine geistige Verbundenheit zu Gott wiedergefunden. Die Frage, ob das Coronavirus eine Strafe Gottes ist, verneint Pater Wallner ganz klar. Die Antwort der Theologie zu etwas derartigem ist, dass Gott keine aktiven Strafen schickt, da uns im neuen Testament Gott als ein Barmherziger begegnet. Dafür bürgt auch unser emeritierter Papst Benedikt XVI. Gott hat die Strafe der Sünden selbst für uns am Kreuz ausgelitten und ausgetragen. Persönliche Schicksalsschläge muss man mehr als ein „zulassen“ betrachten, bei denen uns Gott die Möglichkeit, gibt unser Leben aufs Neue zu reflektieren. Was kann ich adjustieren, was kann ich ändern und verbessern? Dieses Mal haben wir einen globalen Denkzettel erhalten.
Jan Ledóchowski hackt nach und fragt, warum Gott denn überhaupt das Leid zulässt. Die Antwort beginnt Pater Wallner mit einem Zitat von Kardinal Schönborn: „Das ist die erste Frage, die ich ihm stellen werde, wenn ich in den Himmel komme.“ Die Theologie hat sich hier immer geflüchtet in das Mysterium Iniquitatis. Auch wenn es keine rationale oder verständliche Erklärung gibt, ist eines aber sicher gewiss: Gott geht selbst ins Leiden.
Beide stimmen auch überein, dass das Gebet wieder mehr Einzug in den öffentlichen Raum gefunden hat. Gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten, wo atheistische und agnostische Bewegungen sich zuvor durch Technologie in Sicherheit gewogen haben, ist nun das Gebet automatisch wieder Thema. Pater Wallner sieht auch weitere Aufbrüche in der Kirche. Christen sind keine Sekte, sondern sie waren von Anfang an Personen im öffentlichen Raum, die für das Christentum eingetreten sind.
Wir haben so viele junge Bewegungen, die nicht von Beginn an durch die offizielle Kirche unterstützt wurden, und dennoch haben sie, durch eine tiefe christliche Gläubigkeit, Form angenommen. Es gibt noch genügend junge Christen, die durch ihre gläubigen Familien gespeist sind. Sie schöpfen aus Ressourcen, die gesund sind. Es braucht Klarheit und Überzeugung, aber auch die übernatürliche Gnade Gottes, damit das Christentum wieder einen stärken Einzug in die Gesellschaft findet.
Ledóchowski macht auch darauf aufmerksam, dass die religiöse Sprache in gewisser Weise verloren gegangen sei und fragt, ob Pater Wallner dies nicht in der Politik auch vermissen würde. Er antwortet mit klaren Worten: Wir haben uns als Kirche selbst aus der Öffentlichkeit eliminiert. Gott und Glaube werden in der Öffentlichkeit nicht mehr thematisiert, weil wir eine Form von Minderwertigkeitskomplex haben. Jetzt sollen wir erwarten, dass Politiker für den Glauben einstehen? Das ist etwas unfair. Wenn die katholische Kirche bereit ist, Bashing auf sich zu nehmen und wieder mehr offen von Gott spricht, nicht weil wir ein netter Verein sind, sondern weil es in der Bibel steht und Jesus selbst die Kirche gegründet hat, dann würden wir auch schneller wieder Politiker finden, die bereit sind für Gott einzustehen.
Er selbst habe Pressekonferenzen der Kirche erlebt, wo Gott oder Jesus nicht einmal vorgekommen ist.
Zum Ende des langen Gesprächs, wo auch Kommentare auf Social Media zum Livestream miteinbezogen wurden, spricht Pater Wallner von der Notwendigkeit, Politiker aus christlicher Gesinnung zu fördern. Denn die Botschaft des Christentums und der Kirche ist nicht nur für uns, denn die Lehren sind gesellschaftsrevolutionäre Botschaften. Christentum ist Welt verändern und gesellschaftsrelevant. Daher ist es auch in sich politisch. Es ist wichtig dass wir dafür alle Christen ins Boot holen.
Zum ganzen Gespräch: