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Warum das Kreuz im öffentlichen Raum wichtig und richtig ist
19. Februar 2020
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Warum das Kreuz im öffentlichen Raum wichtig und richtig ist

Eine bekannte Diskussion kehrte in den ersten Wochen des neuen Jahres in Österreich zurück: Hat das Kreuz noch Platz im öffentlichen Raum? Widerspricht es nicht dem säkularen Staat, Religionssymbole in Gerichtssälen, Spitälern oder Schulen sichtbar zu machen? Ist dies außerdem nicht eine Zurückweisung anderer Religionen?

Ja, es ist sehr richtig, das Kreuz ist in erster Linie ein religiöses Zeichen: Es ist das Holz, an dem Jesus Christus vor etwa 2000 Jahren in Jerusalem unter römischer Herrschaft gehangen hat und hingerichtet wurde. Der Kreuzestod steht im christlichen Glauben für die Liebe, die Gott für uns Menschen hegt. Gott, der selbst Mensch geworden ist, um uns zu erlösen. Das Kreuz steht in paradoxer Weise aber auch für den Sieg Gottes über den Tod. Die Auferstehung Christi zeigt uns in herrlicher Weise, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Dadurch wurde das Kreuz zum Symbol der hingebenden Liebe, des Glaubens, aber auch der Hoffnung.

Wie kein anderes Zeichen aber steht das Kreuz nicht nur für das Christentum schlechthin, sondern auch für das vom Christentum kultivierte Europa. Es steht für ein Europa, das offen ist für transzendente Wahrheiten, ein Europa, dessen Kultur auf Gerechtigkeit, Menschenwürde und Menschlichkeit fußt, Konzepte, die wesentlich von christlichem Denken beeinflusst oder überhaupt erst denkbar geworden sind. Denken wir vor allem an die Menschenwürde, die sich in der Tatsache widerspiegelt, dass jedem Menschen als Ebenbild Gottes die gleiche Würde zukommt. Auch Menschenrechte lassen sich erst dadurch ableiten. Daran also soll uns auch das Kreuz im öffentlichen Raum erinnern.

Das Kreuz im Gerichtsaal zwingt uns nicht, das Christentum als wahre Religion anzuerkennen. Aber es ist ein Mahnmal dafür, dass Willkür in unserem Rechtssystem keinen Platz hat, dass jeder Mensch vor dem Recht (wie vor Gott) gleich ist, und dass jeder Mensch aufgrund seiner ihm zukommenden, unveräußerlichen Würde auch unveräußerliche und unantastbare Rechte hat. Es ist eine Gewähr dafür, dass in unserm Land Maßstäbe gelten, die nicht Opfer der Willkür von Mächtigen werden dürfen.

Das Kreuz in der Schule steht ebenfalls für die Rechtstaatlichkeit, aber auch für die christliche Kultur, die unser Land über mehr als ein Jahrtausend hinweg geprägt hat und immer noch prägt. Nicht nur unser Werte- und Rechtssystem wäre ohne christliche Grundlage unvorstellbar, auch unser gesamtes kulturelles Leben wäre heute ein völlig anderes. Weihnachten, Ostern und der Fasching fallen hier schnell ein, doch auch der arbeitsfreie Sonntag und, damit verbunden, das Wochenende gehören etwa dazu. Nicht zuletzt bildet auch heute noch die Kirche für viele Menschen den Mittelpunkt religiösen und kulturellen Lebens, und selbst als bloßes Gebäude prägt sie wie kein anderes das Bild vieler Städte und Dörfer. Es ist gut und recht, wenn unsere Kinder weiterhin diese Kultur und Geschichte als Teil ihrer eigenen Kultur und Geschichte auffassen.

Das Kreuz im Krankenhaus schließlich steht für die Barmherzigkeit, eine der wichtigsten christlichen Tugenden. Das Prinzip der Barmherzigkeit ist ohne das christliche Menschenbild gar nicht denkbar. Konkretes Mitleid und Hilfe für alle Schwachen, Kranken und Armen der Gesellschaft zu zeigen, ist ein wesentliches Merkmal unseres christlichen Europas. Nicht umsonst bedeutet barmherzig als aus dem Lateinischen „misericors“ übertragen, das Herz bei den Armen zu haben. Unser ganzes Spitalswesen gründet sich auf christliche Initiativen im Mittelalter. Ein Blick in andere Erdteile zeigt, wie glücklich wir uns schätzen dürfen, die Pflicht der staatlichen Nothilfe für jeden Menschen als selbstverständlich anzuerkennen. Niemand darf bei uns allein gelassen werden. Jeder hat ein Recht auf die bestmögliche Versorgung und Behandlung, denn jeder Mensch steht als Individuum im Mittelpunkt. Diese Gewissheit findet der Kranke am Kreuz.

Ohne das Kreuz würden wir all diese Selbstverständlichkeiten zurückweisen, für die das Kreuz in unserm christlich geprägten Österreich steht. Welch trauriger Rückschritt wäre dies doch! Niemandem wird durch das Kreuz etwas genommen. Es ist übrigens wenig überraschend, dass gerade von anderen Religionsgemeinschaften kaum Kritik am Kreuz im öffentlichen Raum zu vernehmen ist. Für die meisten Zugewanderten ist das öffentliche Bekenntnis zur christlichen Kultur und dem Kreuz in Österreich eine Selbstverständlichkeit. Dies sollte besonders uns Christen ermutigen, erneut darauf zu besinnen, wofür das Kreuz steht und dessen Botschaft freudig zu bekennen. Nicht nur im privaten Leben.

Von Johannes Moravitz, MA

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